Ungeachtet des Frühlingsgezwitschers da draußen, geht es mit einem letzten winterlichen Ausflug vor den ersten Frühlingsgeschichten an die Ostsee. Auch wenn es durchaus Eis auf der deutschen Ostseeküste im Winter geben kann und es an der Küste nicht immer flach ist, ist in der Überschrift nicht davon die Rede.
Wer sich in der Vogelwelt schon ein wenig auskennt, wird wissen, dass es Eisenten gibt. Das sind ausgesprochen hübsche Enten. Da können die Bergenten, um die es hier auch geht, nicht mithalten. Letztere sehen den Reiherenten zum Verwechseln ähnlich. Das folgende Bild stammt allerdings aus dem Jahr vorher, wo ich sie in einer anderen Ostsee-Gegend etwas näher fotografieren konnte.

Ich konnte diese Arten in den Winterferien diesen Jahres mal in großen Ansammlungen an der Südostspitze von Rügen beobachten. Auch wenn es eine recht neblige Angelegenheit war, war es trotzdem noch ein recht beeindruckendes Schauspiel. Da schlägt das Ornithologenherz höher, wenn man diese mehreren hundert Vögel mehr oder weniger auf einem Haufen sieht und hört. Beide Arten hielten sich dicht nebeneinander aber in zwei nach Art getrennten Gruppen auf, die sich nur an den Rändern vermischten. Leider waren diese Ansammlungen in einiger Entfernung zur Küste, so dass man diese Vögel nur durchs Fernglas gut erkennen konnte.

Das bemerkenswerteste an der Szenerie war allerdings nicht diese Menge an Vögel sondern vielmehr die Geräuschkulisse, die sie produzierten. Sie war zwar nicht übermäßig laut, aber bildete einen regelrechten Klangteppich, der seinesgleichen sucht. Vor allem die Eisenten mussten sich lautstark kundtun.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass sich in näherer Umgebung auch Schellenten aufhielten, die aber bei weitem nicht so zahlreich waren. Ihre hohen Trötgeräusche webten sich ebenfalls hier und da in die allgemeinen Vogel-Hintergrundgeräusche ein. Nebenbei konnte ich auch noch das lustig anmutende Balzverhalten der männlichen Schellenten beobachten, die ähnlich wie die Weißstörche den Kopf in einer schnellen, fast ruckartigen Bewegung nach hinten auf den Rücken legen.
Wissen
Eisenten und Schellenten gehören zur Gruppe der Meeresenten bzw. Meerenten. Die Bergenten zählen zu den Tauchenten, verhalten sich vom genutzten Lebensraumtyp her aber wie andere Meerenten.
Die Eisenten und Bergenten sind in Deutschland nur im Winter und dann auch nur an der Küste bzw. offshore zu beobachten, wobei die Eisente sich auf die Ostseeküste beschränkt. Ebenso ist auch die Schellente in den meisten Teilen Deutschlands nur ein Wintergast, die sich auch auf Binnengewässern aufhält. Im äußersten Nordosten Deutschlands ist sie sogar ganzjährig anzutreffen. (nach Verbreitungskarten aus /1/)
Laut /2/ gehören die deutschen Seegebiete im Winter, insbesondere die Ostsee, zu den bedeutendsten Überwinterungsgebieten von Eisenten und anderen Meeresenten und beherbergen je nach Art 20 bis 60 % der biogeografischen Population.
Wenn der Winter sich dem Ende neigt, ziehen die Meeresente wieder in ihre Brutgebiete in Skandinavien sowie je nach Art auch Baltikum und östlichere Gebiete davon.
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/1/ Svensson, L. (2011 + 2024): Der Kosmos Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens.— 2. Auflage, 448 S., 3. Auflage (Große Ausgabe), 480 S., Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart.
/2/ Markones, N. (2019): Meeresenten in der deutschen Nord- und Ostsee.— In: Wasservögel, Ökologie-Schutz-Projekte.— Sonderheft, Der Falke - Journal für Vogelbeobachter, AULA-Verlag GmbH, Wiebelsheim.